1. Tag – Erste Lektion in Sachen chinesischer Tourismus

Start von Frankfurt am 13.05.2010 um 14 Uhr mit Air China (Man beachte die riesige Anzahl von tollen Kung-Fu-Filmen am Bord). Landung am 14.05.2010 in Peking um 6 Uhr früh. Das macht: über 9 Std. Flug und 7 Std. Zeitverschiebung – aber sie haben keine Sommerzeit, deshalb nur 6 Std. Zum Frühstück gab es zum Eingewöhnen gebratene Nudeln (Chinesen frühstücken in der Regel warm).

Wir landeten am Terminal 3 – Supermodern und neu, und um das Ganze genießen und bewundern zu können, wurden wir am allerletzten Gate rausgelassen um das komplette Terminal durchlaufen zu können. Passport-Check lief ohne Probleme, habe einen Stempel meinem Visa gegenüber bekommen. Man darf die Beamten bewerten: wenn man unzufrieden war, drückt man rotes trauriges Smiley, wenn man freundlich behandelt wurde, dann drückt man grünes lächelndes Smiley – jeder Beamter (sei es Zoll oder Bank) in China hat so ein eigenes Gerät und der Kunde sieht die aktuelle Bewertungsrate. Trotzdem habe ich nie ein richtig freundliches Beamten erlebt.

ATM zu finden war kein Problem, so ging es weiter zur Airport ShuttleTrain. Hier ging es schon los: es stand eine Container-Bude da, ohne jegliche englische Aufschrift – aber man ahnte, hier kann man sich die Tickets kaufen. Die Frau hat uns gleich 2 Tickets entgegengereicht. Geht doch!

So und jetzt kommt Chinas Spezialität: Sicherheitskontrolle. Jedes mal, wenn man einen Bahnhof oder eine Metrostation betritt (rund um den Platz des Himmlischen Friedens sogar bei der ganz normalen Fußgängerunterführung), muss man das Gepäck durchscannen lassen – genauso wie am Flughafen. Sogar am Dorf-Bahnhof. Ordnung muss sein – auch wenn wir gerade eben den Sicherheitsbereich des Flughafens verlassen haben, deshalb die 16 kg Rucksäcke abschnallen, durchleuchten lassen und wieder aufnehmen. Und weil es schön ist nochmal beim Umstieg in die Metro. Apropo Metro – super modern (für die Olympiade alles fein gemacht) und gut ausgebautes Netz – aber: die Stationen sind nicht wie in Europa so in ca. 500 – 1000 m Entfernung zueinandern, sondern 2000 – 3000 m oder mehr und durch den gesamten Innenstadt-Sehenswürdigkeiten-Bereich gibt es keine Metro – es ist also Laufen oder Busfahren angesagt.

Wir checken in unserem Hostel ein (www.leohostel.com) und auf gehts zum Platz des Himmlischen Friedens und zur Verbotenen Stadt. Wir laufen durch unser Einkaufsviertel, voll mit Garküchen, Teeläden und typisch chinesischen Ramschläden. Am Platz des Himmlischen Friedens werden wir zum ersten Mal mit Punkt Nr. 2 konfrontiert. Viele Chinesen und noch mehr chinesische Touristen. Die Tourismusbranche boomt in China. Wahnsinnig viele sind unterwegs in ihrem Land. Dementsprechend die erste Warteschlange, die wir zu sehen bekommen, ist die zu Maos Mausoleum – geschätzte Länge: 3 km, schön ordentlich mit Bändchen markiert.

Chinesen lieben es anzustehen. Das ist irgendwie ein Hobby für sie, sie machen das total gelassen. Sie sind es ja schon gewöhnt. Aber was sie noch lieber machen: von der Seite reindrängeln. Es gab immer welche, die sich von der Seite einfach ganz locker ganz nach vorne mogeln, als ginge es um Leben und Tod und sie müssten sofort an die Tickets oder an die Getränke rankommen. Und die anderen dulden es. Sie stehen weiter friedlich in der Schlange und warten, ohne die Drängelnden zu warnen.

Schlange stehen macht Spaß - aber nicht für uns

Mao wollen wir nicht sehen und uns schon garnicht 3 km lang anstellen. Wir bummeln lieber durch die Verbotene Stadt. Die Massen werden eher wie auf dem Fließband durchgescheucht, durch Megaphone angebrüllt, mit lustigen Fähnchen geleitet. Und was ganz wichtig ist: jede Truppe hat eine eigene Mütze (Cap), am besten in rosa oder orange.

Menschenmenge vor der Verbotenen Stadt

Die Sicht ist die ganze Zeit komisch: es liegt eine dicke Smog-Schicht über Beijing. Es ist warm, wir wissen, dass die Sonne ab und zu hinter den Wolken durchkommt, aber durch diesen Nebel erkennt man sie nicht. Leider sind die Bilder deshalb auch nicht so schön geworden.

Dachverzierung

Die Verbotene Stadt ist wunderschön und wirklich beeindruckend. Wir haben im Vorfeld von einem Kollegen den Film „Der letzte Kaiser“ ausgeliehen bekommen. Es war interessant, Orte aus dieser historischen Verfilmung wieder zu erkennen.

Wir hatten Hunger, also auf zur ersten Essenserfahrung. Wir wussten schon, man soll bei „Restaurants“ nicht auf das Äußere achten. Wir haben trotzdem schon mal ein Etablissement ausgesucht, wo man schon von außen erkennen konnte, dass es ein Restaurant ist: Fotos von Gerichten hingen an den Wänden. Zum Glück war die Karte auch mit Bildern versehen, so konnten wir einfach mit dem Finger auf das Gericht zeigen. Wir bestellten 3 Gerichte, es sah alles so klein aus. Wie wir dann gelernt haben, sind in China die Portionen riesig. Also ein Gericht für zwei Personen mit zwei Portionen Reis reichen völlig aus. Das Essen war super lecker. Gleich hier mussten wir lernen, dass das Äußere nichts bedeutet, und wahrscheinlich je dreckiger die Kleidung des Kochs, umso besser das Gericht.

Wir sind dann noch zum Olympia-Park rausgefahren und haben das Vogelnest fotografiert. Ganz schöne Arbeit wurde hier für die Olympiade geleistet, das Olympiagelände ist riesig und rund um ist alles neu.

Rückwärts in die Stadt kamen wieder blinde Bettler in der Metro vorbei. Das Schema ist immer gleich: vorne läuft ein „schlecht angezogener“ gesunder Mensch mit einer „Kasse“ und zieht einen Blinden hinter sich, der auf einer Flöte oder sowas spielt. Als wir jetzt zum zweiten Mal solche vor uns standen, hatte ich 1 Yuan in der Hosentasche, und habe ihn in die Kasse geworfen. Sie standen so peinlich lange vor uns. Hinterher hat uns eine Frau nett versucht zu erklären – trotzdem mit strenger Miene, dass wir das nicht hätten tun dürfen. Ja, ab dem zweiten Tag haben wir begriffen, dass in China das Betteln ein organisiertes Geschäft ist. Normale bedürftige Menschen würden nicht betteln.

Im Hostel haben wir für den nächsten Tag eine Tour gebucht: 10 km Wanderung auf der großen Mauer (240 Yuan/p.P. incl. Breakfast + Lunch – Eintrittspreise 100 Yuan/p.P.)

Die erste Nacht war unruhig, unser Zimmer war im ersten Innenhof (Yard) und hörte man von der Bar jedes Geräusch.

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