11.Tag – EXPO Shanghai

Um 7.30 gingen wir los, um vor der Expo noch den Jade-Buddha-Tempel zu besuchen. Bereits jetzt herrschten schon 25 Grad. In der Metro wurde man hier aber sowieso immer feingefrostet. Dort gab es ja viele Werbungen und lief ja auch immer Werbefernsehen – was wir festgestellt haben ist, dass hier in den Werbungen die typische Familie tatsächlich immer mit einem Kind dargestellt wird.

Typisches Straßenbild in Shanghai
Metrokarte

Auf dem Weg zum Tempel haben wir Shanghais wahres Gesicht zu sehen bekommen. Wir liefen neben dem glänzenden Wolkenkratzer vom Hotel Intercontinental vorbei in die Nebenstraße, wo uns plötzlich Hühnchen und Enten entgegenrannten. Menschen wuschen sich auf der Straße (die einzige Wasserleitung gibt es immer vor dem Haus), nebendran wurde ein Huhn auf der Straße geschlachtet, paar Meter weiter werden Fische und Schlangen aus Wassereimer verkauft. Eine ganz andere Welt. Paar Straßen weiter gibt es eine komplett leere Fläche, freigegeben für neue Wolkenkratzer – wir sind überzeugt, die Zeit dieses Viertels ist auch gezählt und dann wird es auch dem Erdboden gleich gemacht und die Einwohner bekommen eine Einzimmerwohnung als Entschädigung irgendwo am Rande der Stadt in einem riesigen Wohnblock. (Wir haben mal in einer Fernsehsendung gehört, dass einer Familie 25m² zustehen.)

Das arme Viertel im Schatten der Wolkenkratzer - aber bestimmt nicht mehr lange

Der Tempel ist eine einzige Enttäuschung – wird anscheinend für die Touristen aufrecht erhalten, die nur Shanghai besuchen, ist zu schön und zu modern herausgeputzt. Vor dem Tor steht ein riesengroßer schwarzer Lexus und es steigt ein Mönch aus. Alles klar – denken wir – hier herrscht die nicht echte buddhistische Gruppe mit ihrem Pseudolama. Wir werden pausenlos angequatscht, wollen uns führen, natürlich zum Jadebuddha, wo wir noch Extra-Eintrittsgeld zahlen müssen. Nee, danke, brauchen wir nicht.

Nach unserer Flucht aus dem Tempel gehen wir zu einem Straßenverkäufer und holen uns die besten gefüllten Dumplings, die wir in China gegessen haben.

Diese verspeisen wir aber erst am Fuße des Pearls. Machen uns einige Bilder von dem Gelände mit dem Jin Mao-Turm und dem Flaschenöffner.

Dumpling zum Frühstück (und seit 2 Wochen unrasiert... aber es wird noch besser :-))
The Pearl
Jin Mao und der Flaschenöffner

Um 10 Uhr sitzen wir in der nagelneuen Metro und fahren zu Tor 7 der Expo. Ich bin aufgeregt, im Hostel wurde uns gesagt, dass man nur schlecht Karten bekommt, und wollten uns welche für 180Y (statt 160Y) verkaufen. Unser Bauchgefühl sagt: nicht kaufen, und nun bin ich doch gespannt, ob wir Tickets bekommen. Jan macht mich auf einen Monitor aufmerksam, wo die aktuelle Besucherzahl für den heutigen Tag drauf steht: irgendwas über 270.000. Ich glaube es nicht, das muss eine Marketing-Anzeige sein.

Anzeige in der Metro: die aktuelle Besucherzahl ist über 270 Tausend - und wir kommen ja noch erst!

Ich lache mich selbst aus, als ich an der einen der 10 Kassenfenster ohne anstehen die zwei Eintrittskarten kaufe. Es ist alles so leer beim Tor Nr. 7.

Pavillon von Ungarn
Die ungarische Erfindung: Gömböc (pure Mathematik)

Wir gehen auf das Gelände und steuern direkt den ungarischen Pavillon an, ist gleich nebenan. Upps, wir müssen 10 Minuten in Schlange stehen…. das ist aber lästig, dachten wir – wir Naiven. In der Schlange stehend haben wir uns umgeschaut und sind aufmerksam auf die Menschenmengen auf dem Gelände geworden. Als wir uns auf den Weg dem deutschen Pavillon gemacht haben, wurden uns die Massen richtig bewusst. Vor jedem Pavillon standen gewaltige Schlangen – vor Deutschland ca. 4 Stunden Wartezeit. Verzweifelt haben wir eine deutsche Hostess gefragt, ob es da irgendwie einen Weg gäbe, sie meinte bedauernd, dass leider jeden Tag dieses Irrenhaus stattfindet, wir sollten gegen 20 Uhr probieren, obwohl die Chancen schlecht stehen.

Schlange vor Deutschland
Umzug der Inneren Mongolei in Tracht
... und mit Tassen auf dem Kopf balancierend

Und so schlenderten wir von Pavillon zu Pavillon und uns wurde bewusst, dass unter 2-3 Std. Wartezeit keine Chance besteht, einen interessanten Pavillon zu besuchen. Es gab eine gemeinsame Halle für die Mittelamerikanische Inselländer. Hier gab es irgendwie nicht so viele Menschen – es wurde praktisch auch gar nichts ausgestellt, jedes Land hat eigentlich einfach nur ein farbiges Abteil. Bei Jamaica haben wir den Irrsinn der Expo hautnah beobachtet: Stempeln lassen. Die Chinesen kaufen sich den Expo-Pass. Und spielen das Spiel: wer kann die meisten Länderstempel auf der Expo sammeln – und um etwas anderes geht es gar nicht. Hauptsache in die Pavillons reinstürzen und Stempel holen… ob dort was interessantes ausgestellt wird, ist zweitrangig. Handschriften von Albert Einstein im Pavillon von Israel – pffff… Hauptsache erstmal stempeln lassen, und damit eine schöne lange Schlange von mehreren Stunden bilden lassen. Wir sind doch in einige „unwesentliche“ Pavillons gekommen und mussten wirklich feststellen – für keine Wirtschaftsgroßmächte ist das hier eine Billig-Expo – die Vitrinen sind zwar vorgesehen, sind aber leer. Wozu was ausstellen, die Chinesen gucken sich das Zeug sowieso nicht an. Die arme Frau bei Jamaica hat bestimmt schon einen Tennisarm von Stempeln bekommen – irgendwann hat sie bemerkt, dass wir zwei Nichtchinesen bei diesem Stempelzirkus entgeistert zugucken. Sie hat uns angelächelt und nach HELP geschrieen, wir sollten sie bitte retten. Und genauso wurden wir bei jedem Pavillon lächelnd empfangen und wurden traurig und enttäuscht verabschiedet, als wir das Schlangestehen doch aufgegeben haben.

Die Schlange vor der USA bei 35 Grad
England

Ich war noch nie mit einer Viertel-Million Menschen auf einem Gelände… nun weiß ich es wie es sich anfühlt. Also die ganze Fläche war sehr schön gemacht, die Bootsfahrt zwischen den Ufern hat auch Spaß gemacht, aber im Endeffekt haben wir alles nur von Außen gesehen. Es gab nur einen einzigen Pavillon wo man nicht anstehen musste: China natürlich. Die Halle war so riesig, dass dort natürlich keine nervige Wartezeiten eingeplant werden mussten.

Wir haben die EXPO mit einem Ausflugsschiff um 19.00 Uhr richtig Innenstadt auf dem Pudong verlassen. (Es war ein teures Vergnügen: 60Y für unser Billigbudget :-)) Es war wunderschön, alles auf der Expo war beleuchtet und in der Innenstadt hat uns auch die beleuchtete Skyline erwartet.

EXPO by night
Shanghai Skyline by night

Da die Übernachtung erst kurzfristig dazukam, haben wir wieder im Gemeinschaftszimmer übernachtet. Mit dem Unterschied, dass diesesmal auch Chinesen im Zimmer hatten = SCHARCHEN!!! Und wie!! – ich habe Guns n Roses wirklich sehr laut gedreht – das verhasste eklige Geräusch war trotzdem zu hören.

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