3.Tag – Klatschend durch Beijing

Der letzte Tag in Beijing hat für uns gegen 8 Uhr angefangen. Ausgecheckt und Gepäck im Abstellraum verstaut. Wir haben gemütlich Dumplings (traditionelle chinesische Frühstücksknödeln mit Fleisch oder Gemüse gefüllt) gefrühstückt und in einem Teeladen Tee getrunken und Teeblätter-Kekse genascht.

Parkende Fahrräder vor dem Park

Danach ging es zur Parkanlage rund um den Tempel des Himmels. Es war Sonntag und bereits am Eingang gab es viele Menschen. Alle wollten in den Park, um sich zu entspannen – jeder auf seine eigenen Weise. Es war Wahnsinn, hier hat sich jeder locker gelassen, keiner hat sich geschämt: es wird gesungen, auf Instrumenten gespielt, getanzt, geturnt, akrobatisiert, Karten bzw. Domino gespielt, Opas häkeln, viele meditieren, Qi Gong Übungen machen… und um jeden einzelnen bilden sich Grüppchen, die begeistert mitmachen. Am beeindruckendsten war der freie Chor. Ein Mann hat sich hingestellt und hat dirigiert, und alle die wollten konnten mitsingen. Ich habe was ganz tolles gelernt: beim Laufen klatschen. Nicht oft, so bei jedem 10. Schritt. Es befreit irgendwie.

Tanzen mit Tennisschläger
Meditation
Tanz mit dem bunten Band

Fazit: Die Tempelanlage ist schön, aber hierher muss man wirklich am besten am Wochenende kommen. Es ist wirklich beeindruckend, wie die Leute hier entspannen. In Europa würde man einen verrückt erklären, wenn man im Park tanzt, geschweige denn sich hinstellt und singt.

Tempel of Heaven
Hier haben früher Riesen die Tore geschlossen
Himmelsaltar - Marmortreppen führen zum Mittelpunkt der Welt
Diesen Punkt hielt man früher den Mittelpunkt der Welt - und wer fühlt sich, als stände er im Mittelpunkt der Welt? 🙂

Danach ging es zum Lama-Tempel. Bereits in der U-Bahn-Station riecht man die Räucherstäbchen, und diese werden haufenweise verkauft. Nun kauften wir auch eine kleine Packung (2Y). Diese Anlage ist auch gut renoviert, aber mit Stäbchen anzünden war wohl nix, es gab zu viele Gläubige am Sonntag. Da haben wir uns doch lieber zurückgehalten.

Lama-Temple

Schnell ging es dann weiter zum Sommerpalast (ganz gut mit der neuen U-Bahn zu erreichen). Oh welch ein Wunder – Menschenmengen… macht nix, müssen wir durch, und zwar von Norden zum See runter. Nach dem Mauer-Trip am Vortag hatten wir tierischen Muskelkater – aber zur Pagode mussten wir zähnezusammenbeißend einige Hundert Treppen mal wieder hoch. Aber die Aussicht auf den See lässt die Schmerzen vergessen (oder wir redeten uns das ein).

Pagode in der Mitte des Sommer Palastes
Im Sommerpalast
Aussicht auf den Kunming-See

Im Garten der Harmonie haben wir Glück und erwischen ein kleines Konzert auf alten chinesischen Instrumenten und eine kurze Tanzvorführung.

Wir schlenderten dann in der Hutong-Gegend bis zur Verbotenen Stadt, wo wir in das Restaurant vom ersten Tag einkehren und Kung Pao Hähnchen essen. Zur Fußmassage sind wir dieses Mal in ein „eleganteres“ Studio eingekehrt, hier wollten sie uns zusätzlich unbedingt noch eine Fußcreme für 20Y aufdrehen. Wir haben uns aber standhaft geweigert, wofür wir böse Blicke ernteten, aber die Behandlung wurde doch gut durchgeführt.

Um 22.30 Uhr sind wir am Bahnhof (um 00.30 Uhr geht unser Zug nach Datong). Aber irgendwie komisch… auf der Anzeigetafel finden wir unseren Zug nicht. Wir fragen einen Angestellten, der auf den Abfahrtsort zeigt: Beijingxi (ein Zeichen mehr als Beijing – und steht natürlich für West). Ich Doofchen habe nicht darauf geachtet… aber im Vorfeld noch in Lonely Planet markiert: Der Zug nach Datong fährt vom anderen Bahnhof. Aber wie kommen wir hin?? Metro gibt es nicht mehr. Also Taxi. Ein junger Kerl fängt uns ab, und bietet uns die Fahrt für 100Y an. Komisch ist, dass eine Frau neben uns den Kopf schüttelt. Neee, neee, wir trauen ihm nicht. Wir stellen uns ganz normal beim Taxistand an, und werden in 25 Min für 31Y mit Taxameter zum anderen Bahnhof kutschiert. Bahnhofsbereich für den Zug ist schon überfüllt, aber wir finden noch 2 Plätze.

Wir haben Hard-Sleeper gebucht. In China gibt es: Hard-Seater, Soft-Seater, Hard-Sleeper und Soft-Sleeper. Soft-Sleeper ist wie First-Class, können sich nur Wohlhabende leisten, es liegen 4 Personen in einem zuschließbaren Abteil. Hard-Sleeper ist auch noch was besseres: hier liegen 6 Personen in einem Abteil, aber die vielen Abteile in dem Wagen sind offen. 20 Minuten vor Abfahrt wurde man in den langen Zug geboardet. Die Bahn ist in China ist was richtig Hochoffizielles. Jeder Wagen hat 1-2 eigene Schaffner, diese nehmen die Karten entgegen und bekommt man dafür eine Plastikkarte. Kurz bevor man aussteigen muss, bekommt man die originale Karte wieder und gibt man die Plastikkarte ab. Auf dieser Weise kann man die Station gar nicht verfehlen. Die Schaffner und die Bahnhofangstellten salutieren immer dem Zug, auf Uniform und Haltung wird immer penibel geachtet.

Hardsleeper-Abteil

Und wie war unserer Nacht im Hardsleeperbereich? Rauchig. Man bekommt ja frische Bettwäsche (Kissen, Decke, Laken), man kann gut schlafen: aber wie gesagt, der Gang ist offen. Und die nervigste Sache in China Nr. 3 (zu Nr. 1 und Nr. 2 komme ich noch) ist das Rauchen. Nur Männer rauchen, aber auf eine rücksichtslose Weise, die ich noch nirgendwo auf der Welt erlebt habe. Überall, selbst in überfüllten Zügen, Bussen, Wartehallen, Restaurants, direkt ins Gesicht der schon wedelnden Freundin. Und die Leute sagen nichts. Auch wenn das Rauchen ausdrücklich durch Schilder verboten ist: sie rauchen und niemand sagt was dagegen. Dementsprechend schläft man praktisch in einer Rauchwolke bei Hardsleeper. Dieses Erlebnis hat uns gezeigt, dass wir bei der Wahl der Klasse doch auf Softsleeper umsteigen müssen, das mit dem Rauch müssen wir uns echt nicht antun.

Schreibe einen Kommentar