6.Tag – Entspannungstag

Unsere erste Nacht in Pingyao war erholsam, trotzdem haben wir uns für den Tag außer Sightseeing und Shoppen – und natürlich leckeres Essen nichts vorgenommen. In Wahrheit sind wir hier stecken geblieben und mussten auf unsere Zugtickets warten. Man bekommt von Pingyao zu Xian (nächstes Ziel) nicht so leicht Softsleeper-Karten, und wir waren auf unsere Hostelfrau angewiesen, die sie für uns besorgen wollte. Und natürlich ist es für sie besser, wenn die Gäste noch eine Nacht länger bleiben, deshalb haben wir mit zwei Nächten einen Tag zu viel in Pingyao verbracht.

Wir haben in einem kleinen Restaurant ein kaltes Pfannkuchen ähnliches Gebäck gegessen. Die Frau hat uns kostenlos noch Suppe angeboten. Sie war einfach mit geriebenen Nudeln gemacht, ansonsten ohne jeglichen Geschmack.

Vormittag gingen wir nochmal in unseren Teeladen, wo wir am Vortag schon eingekehrt und Ginseng- und Jasmin-Tee gekostet haben. Heute waren Schwarz- und Grüntee dran. Die Inhaberin war unglaublich nett (auf keinen Fall aufdringlich) und hat mit uns ein bisschen englisch gesprochen. Sie hat erzählt, dass sie seit 10 Jahren ihren Laden betreibt, und erst dieses Jahr in diesen großen Laden gezogen ist. Sie hat bereits für die nächsten 10 Jahre ihre Pacht bezahlt, so war es günstiger (monatlich ca. 2000Y). Ihre 6-jährige Tochter wächst bei ihren Eltern auf dem Land auf. Sie und ihr Mann arbeiten 7 Tage die Woche von 6 Uhr bis 23 Uhr in ihrem Laden und sehen die Tochter nur in den Ferien. Urlaub können sie keinen machen. Sie schätzt sich aber sehr glücklich, weil sie ihren Laden und ihre Arbeit liebt. Sie – wie viele andere Chinesen auch – hat unsere Uhren bewundert. Nur ganz wenig Chinesen tragen Uhren – na gut, heutzutage haben sie es leichter, denn Handy hat fast jeder.

Unser Lieblingsteeladen (den Duft dort kann ich leider nicht einfügen...)

Uns ist schon von Anfang an aufgefallen, dass alle Chinesen mit Getränkebehältern (die meisten sehen aus wie Kunststoff-Thermoskannen, wieder andere wie Nuckelflaschen) rumlaufen. Diese sind immer mit Tee oder mit einfachem heißen Wasser gefüllt. Heißes Wasser bekommt man überall kostenlos (Bahnhöfe, Läden, Restaurants). Und so haben wir uns für 25Y auch einen schönen Kunststoffebehälter für Tee geholt. Ab sofort haben wir statt Wasser Tee dabei gehabt. Man bestellt in den Restaurants auch kein Getränk, sondern lässt einfach die Kanne frisches heißes Wasser auffüllen und trinkt den eigenen Tee. Und wir haben natürlich auch leckeren Jasmin-Tee gekauft.

Unser Teebehälter im Einsatz - und Straßenszene in Pingyao

Zum Mittag gab es die Pingyao-Röllchennudeln in Chilisauce getunkt.

Am Nachmittag haben wir Ganzkörpermassage auf das Zimmer bestellt. Pünktlich kamen die zwei Damen, wir legten uns auf unser großes Wand-zu-Wand-Bett und sie fingen an uns von oben nach unten zu massieren. Sehr bald hat sich herauskristallisiert, dass die eine bei Jan eine richtig professionelle Masseurin war, aber meine hatte keine Ahnung was sie so tut. Nachdem die 1 Std. abgelaufen war, bin ich zum Zahlen zu unserer geschäftstüchtigen Hostelfrau gegangen und habe mich beschwert. Sie fragte mich, wer war nun gut und wer schlecht. „Oh ja, klar doch, weil die eine ja eine gelernte Masseurin ist, und die andere nicht.“ Mir war klar, dass ich nach so einer arroganten Antwort mit jeglicher weiteren Diskussion nicht weiterkomme bzw. wenn wir endlich unsere Zugtickets hätten, dass würde ich es auf Streit anlegen. Aber im Moment sind wir abhängig von ihr (Ich hasse das!), also habe ich einfach die 2mal 60Y bezahlt und bin ohne Reaktion weggegangen.

Am Abend saßen wir vor dem Hostel (Bier getrunken und Reiseberichte geschrieben), da kam ein Obstverkäufer mit seinem Fahrrad vorbei. Hatte frische Bananen dabei. Ich zeigte ihm 2, daraufhin gab er mir 7 Bananen – ich guckte verwirrt, zeigte nochmal (mit Daumen und Zeigefinger) 2. Er nickte. Da kam uns die eine Aushilfe von unserem Hostel zur Hilfe: Daumen+Zeigefinger bedeuten in China 7. 2 wird mit Zeigefinger und Mittelfinger gezeigt. Und so haben wir dann von ihr das richtige Zeigen der Zahlen gelernt, das für die weitere Reise sehr hilfsreich war. Es gibt in China übrigens ganz viel Obst. Überall verführerische Wassermelonen, Birnenapfel, Kirschen usw. Aber am liebsten habe ich gekochte Maiskolben gegessen… ich kann nichts dafür, als Ungarin habe ich eine Schwäche für das Zeug 🙂

Chillen vor unserem Hostel

Highlight des Tages: Am Abend gingen wir ins Theater. Unsere nette Teefrau hat uns von dem örtlichen Theater erzählt, wo abends ein musikalisches Stück über die Geschichte von Pingyao aufgeführt wird. Sie ist mit uns hingegangen, hat uns rumgeführt und verbilligte Karten besorgt. Wir haben bei der Vorstellung nichts verstanden, es war trotzdem lustig, mit den bunten Farben, mit den schrillen Tönen – und einfach zu sehen wie sich die anderen chinesischen Zuschauer amüsieren. Sie lieben es mitzumachen, auf die Bühne zu gehen, auch wenn sie sich bis auf die Knochen blamieren.

Theatervorführung

Zum Essen gingen wir zu unserem Lieblingsrestaurant.  Ganz klein nur mit 5 Tischen, aber die Inhaberin/Kellnerin super nett und das Essen ein Traum – klar doch, die Schürze des Kochs war sehr verdreckt. Es gab kalte Obstsuppe, dann panierte Bohnen und noch weitere Leckereien.

Nächtliche Beleuchtung

Ansonsten hat Jan mittlerweile viele kleine Beulen am Kopf – die Türrahmen sind hier einfach nicht auf seine Größe geschnitten. (Es war schon witzig in der Metro, wir konnten praktisch immer über die Köpfe hinweggucken, und die Dinger zum Festhalten hingen auch eher in unserer Schulterhöhe). Und da gibt es ja noch die bösen Geister: sie können nicht ins Zimmer, wenn die Schwelle hoch ist, denn sie haben keine Knie. Deshalb sind alle Schwellen mind. 20 cm hoch, da können die Geister nähmlich nicht rüber. Wenn also Jan durch eine Tür geht, muss er seinen Kopf beugen und gleichzeitig seine Kniee heben. Es ist schon anstrengend immer an diese Hindernisse zu denken!

Und wir warten immer noch auf unsere Zugtickets – wir werden immer auf später vertröstet.

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