9.Tag – Ein heißer Tag in Xian

Die Nacht werden wir immer wieder daran erinnert, dass wir sehr wohl in China sind: Türen werden ständig zugeschlagen, lautes Gerede und Gelächter in den Gängen – Einschlafen war bis 2 Uhr praktisch unmöglich, vor allem weil unser Zimmerfenster (das wegen Luft offen bleiben musste) zum Innenhof ging. Es hängen ja auch überall Schilder: „Please be quite, and don’t stay here after 22 o’clock“. Trotzdem versammeln sie sich auf den Gängen und schreien rum als wären sie zu Hause. Wer? Die Jugend von China. Es entsteht eindeutig eine Schicht von „gebildeten“ jungen Chinesen, die sich das Reisen leisten können. Und verbringen ein Wochenende irgendwo in ihrem Land, und übernachten in Hosteln, die ja billig, trotzdem von guter Qualität sind. Gebildet hin oder her – ihr Verhaltensmuster ist typisch chinesisch geblieben: laut und rücksichtslos.

Die Krönung war unser Weckdienst. Pünktlich um 6 Uhr wurden wir von lautem Schmatzen und Schlürfen geweckt, saßen nämlich schon die ersten vor unserer Tür und frühstückten Nudelsuppe.

Übrigens Schmatzen und Schlürfen ist echt nicht unhöflich. Es ist ja normal, wie will man denn sonst mit Stäbchen eine Suppe gegessen bekommen, geht ja gar nicht anders. Aber bitte warum vor unserer Tür, wenn es auch einen Speisesaal gibt? Man muss es nicht verstehen.

In dem kleinen Tempel neben userem Hostel
The Belltower im Zentrum - im Hintergrund sieht man das Einkaufszentrum, wo wir gefrühstückt haben

Zum Frühstücken gingen wir zu einem großen Einkaufszentrum am Glockenturm, wo wir die Preise für elektronische Geräte und für Objektive angucken wollten. Beim Frühstück konnten wir beobachten, wie der Konditor die Torten mit Erdbeeren, Gurken und Petersilie verziert… hm, lecker 🙂

Torte mit Gemüse verziert

Danach gingen wir nochmal zur großen Moschee (ich konnte auf dem Basar ein paar Silk-Tücher erstehen). Aber man muss echt aufpassen – manchmal steht am original Seidentuch auf dem Zettelchen: „100% Polyester“ 🙂

Die Große Moschee in Xian

Zum Mittag sind wir in einen Nudel-Fresstempel (The first noodle under the sun) gegangen, hier gab es göttliche Nudelsuppe (mit über 1m langen Nudeln). Zum ersten Mal sah ich auf der Speisekarte Schildkröteneintopf… igitt.

Schildkröte - lecker...
Aber wir waren mit unseren Nudeln in Begleitung von einer Schüssel Knoblauch voll zufrieden

Den Nachmittag bei gefühlten 35 Grad haben wir auf dem Gelände rund um die große Ganspagode mit einer gefühlten 1 Millionen Menschen verbracht. Hier passierte schon wieder was merkwürdiges: Wir saßen im Schatten, auf einmal kommen zwei kichernde Chinesinnen auf uns zu, und sagen: „Hello, we are students und we have homework. Can I make a picture with you?“ Und so haben sie sich neben uns gestellt und uns mit ihren Handys fotografiert. Dann haben sie uns auch noch um Namen und Wohnort gebeten, dann sind sie kichernd davon. 5 Minuten später stand wieder ein anderes Pärchen mit der gleichen Bitte da. Nun wurden wir erneut fotografiert und sollten unsere Namen notieren. Nun stellten wir uns die Frage: Ist das jetzt wirklich eine Hausaufgabe gewesen – und wenn ja wozu die Namen und Herkunft von Langnasen zu notieren???

The Big Goose Pagoda

Im Anschluß gab es ein halbstündiges Springbrunnen-Spiel. War echt Klasse, hat teilweise für erfrischende Abkühlung gesorgt und Reinigung für die Kameras. Lustig war allerdings, dass die musikalische Untermalung ausschließlich Werke von europäischen Komponisten beinhaltet hat, z.B. Donau-Walzer, Radeczki-Marsch usw.

Springbrunnen-Walzer

Zum Flughafen sind wir mit dem öffentlichen Airport-Shuttlebus gefahren, auch wenn die Taxifahrer unser Gepäck beim Einladen fast aus unseren Händen gerissen und in ihre Taxis umgeladen haben. Dabei haben wir den einzigen Auffahrtunfall während unserer Reise beobachtet. Unglaublich – bei ihrem Fahrstil ist es wirklich verwunderlich.

Ein typisches Straßenbild von Xian

Unser Flug nach Shanghai mit Shanghai-Airlines (sehr empfehlenswert) hat sich 2 Stunden verspätet aus Luftraum-Überlastungsgründen. Es ist in China normal – Flüge verspäten sich gerne. Wir sind also statt 21 Uhr um 23 Uhr gestartet, und um 1 Uhr gelandet. Das Problem dabei war, dass die öffentlichen Verkehrsmittel vom Flughafen Pudong in die Innenstadt Shanghais leider nur bis 23 Uhr verkehren. Es gab sonst nur Taxis, die einen für ca. 250Y in der Nacht in die Stadt fahren – das tut aber einem Rucksackreisenden doch weh. Wir hatten Glück – es gab noch einen allerletzten Shuttlebus zum anderen Flughafen. Wir haben schnell den Fahrplan gecheckt und versuchten anhand der Straßennamen rauszubekommen, wo wir aussteigen müssen bzw. wo wir überhaupt langfahren. Wir deuteten auf einen Straßennamen auf dem Plan, der Fahrer nickte und hat unser Gepäck eingeladen (25Y). Wir waren die letzten Passagiere – der Bus war voll, wir mussten stehen. Aber diese Fahrt war auch ein tolles Beispiel dafür, dass Chinesen sehr wohl auch hilfsbereit sind, und lassen die Langnasen nicht verloren gehen. Der Busfahrer hat mit uns immer Blickkontakt gehalten, dass es noch nicht unsere Haltestelle war und uns laut gerufen, als wir angekommen waren. Wir sind in 2 Min. Enfernung von unserem Phönix Hostel ausgeladen worden. Wenig erfreulich war, dass wir mit: „Ah, ihr seid doch gekommen?“ begrüßt worden und uns von der verschlafenen Rezeptionistin mitgeteilt wurde, dass sie unser Zimmer leider vergeben hatte. Von unserer Mail, in der wir schrieben, dass wir spät ankommen, wusste sie nichts und auch nicht von der Antwort des Hostels, dass es kein Problem sei. Nun gab es nur eine Möglichkeit: in einem Dorm (Dormitory – Gemeinschaftsschlafzimmer mit 4 Etagenbetten) zu übernachten. Wir haben in dem Zimmer das letzte freie Bett bekommen, und wurden mit frischer Bettwäsche versorgt. Wir konnten lange nicht einschlafen, weil wir einfach verärgert waren. Aber das Zimmer war ganz okay, sauber, neue Betten und sogar die Klimaanlage ging (ich war allerdings froh im anderen Eck des Zimmers zu schlafen). Ah ja, und statt 80Y durften wir als Entschädigung für 50Y zahlen.

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