10. Tag – Der schwerste Tag

Wir sind sehr früh – bereits um 6.30 Uhr – losgelaufen, weil wir wussten, dass es schwierig wird von 1100m (Tatopani) auf 2860m (Ghorepani) hinaufzusteigen. Vor allem, weil wir immer unterschiedliche Aussagen bzgl. Dauer der Strecke bekommen haben – mal 6, mal 8 oder gar 10 Stunden. Auf jeden Fall hatte unser Koch recht – wir hatten Sonnenschein und blauen Himmel 🙂 An der Grenze von Tatopani gab es wieder eine Pass- und Erlaubniskontrolle (hatten wir bereits in Ghasa). Fein säuberlich wurden unsere Daten in ein Heft mit Bleistift geschrieben.

Sobald wir den Fluß überquerten und die Straße verließen, folgten wir einem steilen, schmalen Pfad. Rund herum Orangenbäume (Früchte eher in Größe von Mandarinen), Bananenstauden und Reisfelder. Für die Schmerzen wird man definitiv mit der Natur und der Aussicht belohnt. Kleine Kinder verkaufen auf dem Weg in die Schule Orangen. Wir kaufen 4 für 20Rp. Eine von ihnen gibt uns die fehlende Kraft, um die letzten Meter nach Shikha hinaufzusteigen. Bei 1850m wurde ich von meinen Kräften praktisch völllig verlassen, obwohl nur noch 100 Höhenmeter zu unserer Zwischenstation fehlten. Um 10 Uhr erreichten wir dann das Dorf, wo wir in ein Gasthaus einkehrten und eine halbe Stunde Pause einlegten. Wir sonnten uns auf der Dachterasse und stärkten uns mit frischem warmen Apfelkuchen und Ingwertee.
Als wir wieder zu Kräften kamen, brachen wir auf. Wir hatten ja noch 1000 Höhenmeter vor uns. Unterwegs sahen wir eine riesige Gottesanbeterin und auch eine schwarze Schlange.

Zwischendurch gab es nochmal einen Registrationspunkt wo wir wieder in ein Heft eingetragen wurden… ich finde es wirklich schön, dass sie den Schutz der Touristen so ernst nehmen, aber bis sie die Hefte von allen Registrationsbüros einsammeln, auswerten und schließlich feststellen, dass ich verloren gegangen bin, werde ich wahrscheinlich im Abgrund einer Schlucht bereits verrottet sein. Aber Ordnung muss sein!

Mais trocknet vor einem Häuschen
Rückblick von Shikha ins Tal, wo wir gerade hochkamen

Je höher wir kamen desto mehr änderten sich die Pflanzen. Plötzlich gab es nur noch mit Moos bewachsene Rhododentron-Bäume. Langsam verschwand auch die Sonne hinter den Wolken. Die letzten 300-400 Höhenmeter waren am schwersten. Ich sah Jan alle 10 Minuten flehend an, um mir vom GPS die aktuelle Höhenmeter anzusagen. Die Luft veränderte sich natürlich auch, wir merkten, dass das Atmen auch ein bisschen schwerer wurde. Ghorepani lag auf einem Berg, und zwar auf der anderen Seite, wo wir uns befanden. Zu diesem Zeitpunkt merkten wir schon, dass Nebel bzw. Wolken diese Bergspitze streifen. Außerdem spürten wir, dass die Temperatur von ca. 20 Grad um mindestes 10 Grad gesunken ist. Wir schafften es aber rechtzeitig nach oben und ins Dorf. Hier hätten wir noch weitere Treppen steigen müssen, um einige Gasthäuser auskundschaften zu können, da wir uns kaum mehr bewegen konnten, nahmen wir das erste Haus, die Mountain View Lodge. In diesem Moment vielen die ersten eiskalten Regentropfen.

Die Ziegen ließen sich es schmecken

Wir hatten es uns im Speiseraum des Hostels bequem gemacht (wie auch immer es bei der Kälte möglich war…) und beobachteten wie die Trekker nacheinander übermüdet die Grenze von Ghorepani erreichten. Wir waren stolz auf uns, dass die schon von den letzten Tagen bekannten Gesichter alle nach uns ankamen. Und 1 Stunde nach unserer Ankunft hat es in Strömen geregnet. Später besuchten wir noch eine Bäckerei – dort war es aber genauso kalt. Aber später wurde in unserem Hostel dann auch wärmer, sie machten Feuer in einem großen Eisenofen.

Jetzt waren wir wieder über 2000 Meter, aber es war uns nicht mehr so kalt in der Nacht, denn hier gab es richtig dicke Decken. Wir befanden uns nun in dem gut besuchten Ghorepani-Ghandruk-Birethanti-Dreieck. Viele Touristen machten nur 3-5 tägige organisierte Touren auf dieser Strecke, deshalb waren diese Gästehäuser auch besser ausgestattet (und teuerer).

Mountain View Lodge (am nächsten Tag beim schönen Wetter)

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