7. Tag – Auf in den Himalaya

Um 5.30 Uhr hat es an unserer Tür geklopft: „Good Morning!“. Es war also soweit, wir fliegen heute nach Jomsom, auf 2700 m. Die Flugtickets hatten wir ja bereits in Kathmandu gekauft. Vom Jomsom aus wollten wir in 6-7 Tagen nach Birethanti hinunterlaufen, von dort aus gehen ja Busse zurück nach Pokhara. Da 90% der Touristen ja mit Führer und Gepäckträger unterwegs sind, waren wir ziemlich aufgeregt, was dort oben auf uns wartet.

Wir wollten auf jeden Fall am Gepäck sparen, haben also Jan seinen Fotorucksack und meinen neuen gefälschten 30 l Rucksack mit den Nötigsten vollgepackt: Schlafsack, Seideninlet für Schlafsack, Handtuch, Zahnbürste und -pasta, Duschgel, Medikamente, Sonnenmilch, je 3 T-Shirts, Flip-Flops, Wanderstiefel, Wanderhose, Fleecesweatshirt, Baseballcap, Tuch, Softshelljacke, dünne Hose und Jacke. Großteil der Klamotten hatten wir ja an, und alles war aus superleichtem Stoff, daher nimmt alles wenig Platz weg und trocknet schnell.

Eine Flasche Mineralwasser, das man ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle nehmen kann, war auch dabei. Diese Flasche nutzten wir die ganze Woche. Wir füllten sie am Abend mit Leitungswasser, warfen eine Desinfektionstablette rein und fertig war früh unser Getränk. Ich muss zugeben, dass dieser leicht chemische Geschmack manchmal sogar richtig durstlöschend war. Damit haben wir dann auch was zum Umweltschutz beigetragen, denn jeden Tag eine neu Flasche zu kaufen würde bedeuten, dass diese leere Flaschen entsorgt werden müssten. Und dafür fehlt oben jegliche Infrastruktur, leere Flaschen usw. werden hinterm Haus gesammelt. Liebe Touristen, denkt bitte dran, jede ausgetrunkene Wasser oder gar Bierflasche bleibt noch jahrelang dort oben im Garten liegen…

Also 5.45 Uhr saßen schon am Frühstückstisch und verspeisten 2×2 riesige Bananenpancakes. Kaum verstauten wir unsere großen Rucksacke in der Abstellkammer, war unser Taxi da um uns zum Flughafen zu bringen. 10 Minuten später standen wir schon im Mini-Flughafen und bezahlten die 170 Rp Flughafengebühr. Die Rucksäcke mit den Wanderstöcken wurden von uns genommen und als Gepäck aufgegeben. Kaum waren wir mit der Sicherheitskontrolle fertig, wurde schon „Jomsom“ geschrieen und auch wenn unsere Tickets für die Maschine um 7.00 Uhr und nicht für 6.30 Uhr waren, durften wir in die Propellermaschine für 18  Personen einsteigen. Wer also zuerst kommt, mahlt zuerst – in den Bergen kann sich das Wetter ganz schnell ändern, und die Passagiere werden so schnell wie möglich nacheinander nach oben befördert.

So passierte es also, dass wir genau 50 Minuten nachdem wir aus dem Bett gekrabbelt waren, bereits Richtung Norden abgehoben. Wir hatten klare Sicht auf die Berge und nach 20 Minuten landeten wir.

in Jomsom angekommen (im Hintergrund unsere Maschine)

Es war oben wesentlich kälter, ca. 5 Grad. Beim Ausgang überprüfte man unsere Wandererlaubnisse und wurden per Hand in ein großes Buch eingetragen. Wir waren glücklich und liefen Richtung Straße, aber bereits nach einigen Schritten habe ich (Kriszta) gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Mein Herz raste, mir war es so leicht schwindlig. Wir kehrten also in ein Gasthaus ein, um eine Tasse Tee zu trinken und kurz durchzuatmen – ist ja bestimmt wegen der Aufregung. Nach der kurzen Pause liefen wir los, aber ich fühlte mich überhaupt nicht besser – ich war so schwach und mir war es leicht schwindelig.

Dieses Bild empfing uns oben

Vom Jomsom (2700 m) liefen wir Richtung Süd-Westen nach Marpha. Die Gegend war zwar trocken und steinig, aber das Gesamtbild mit den Bergspitzen war einfach traumhaft. Leider liefen wir nicht auf einem Pfad, sondern auf der Straße, die sehr staubig war, und ab 8 Uhr düsten mehrere Jeeps und kleine Busse an uns vorbei – wir mussten uns mit Tüchern gegen Staub schützen.

Kriszta und Gebetsmühlen bei Syang
Bauer ernten vor Marpha

Vor Marpha überquerten wir lieber den Fluß und liefen einem Pfad entlang. Die Sonne schien und wir hatten eine atemberabende Sicht auf den Dhaulagiri. Wir mussten alle 10 Minuten eine kurze Fotopause einlegen, weil mein Herz so sehr klopfte.

Ein Häuschen und Apfelbäume
Unser Weg an Apfelgärten entlang (bei Chhairo)

Kurz nach 11 Uhr erreichten wir Tukuche. Vor der Ortschaft wehte ein starker Wind und wirbelte sehr viel Staub in unser Gesicht.

Schlucht vor Tukuche (im Hintergrund Dhaulagiri)
Jan überquert den Fluß über der Hängebrücke - beim starken Wind ist es schon ein komisches Gefühl

Wir kehrten in ein schönes Gasthaus ein. Wir aßen ein wenig und tranken Tee. Ich redete ein bisschen mit der Nepali-Frau (Ehefrau vom holländischen Eigentümer). Ich beschrieb ihr meine Probleme, worauf sie mir erklärte, dass ich definitiv an Höhenkrankheit leide. Ich wollte es erstmal nicht glauben, weil die Aklimatisierung bei solchen Touren ja auch erst bei 3000 m anfängt, und ich war schon mal über 2500 m und es passierte mir nichts. Daraufhin erkärte sie mir, weil hier die Luft so trocken ist, dass sie ganz anders auf die Menschen wirkt. Sogar sie, die hier aufgewachsen ist, hat bei Ihrer Rückkehr immer wieder Probleme. Also beschlossen wir das Doppelzimmer zu nehmen und uns auszuruhen, weil dies das einzige Heilmittel gegen die Höhenkrankheit ist. Das Zimmer war sehr schön (wie sich herausstellte im Vergleich zu anderen eigentlich luxuriös und wesentlich preiswerter).  (http://www.highplainsinn.to/aboutus.html)

Gegen 15 Uhr wurden wir wach und gingen ein bisschen in das Dorf spazieren. Viele Bewohner ernteten derzeit Äpfel. Tukuche sagte uns zu – ruhig und ursprünglich.

Häuser in Tukuche

Bis wir zurückgingen, war ich wieder schwach. Wir saßen am Feuer und erzählten mit 3 anderen Jungs, die bereits seit 12 Tagen unterwegs um die Annapurna waren. Wir erfuhren von ihrem Führer, dass unsere Pläne durchaus realistisch waren, sie planten nämlich praktisch den gleichen Weg – das war schon beruhigend. Ich aß eine köstliche Knoblauchsuppe zum Abendbrot – mir wurde meine Wahl bestätigt, man erklärte mir, dass die Knoblauchsuppe ein Heilmittel gegen Höhenkrankheit ist.

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Jetzt ist aber höchste Zeit kurz vorzustellen, worüber wir hier die ganze Zeit regen: die Annapurna-Runde.

Annapurna ist der 10. höhste Berg der Welt (8091 m) und um diese Gruppe herum verläuft der berühmte Annapurna Circuit (Rundwanderweg) von Beshi Sahar zu Birethanti (Naya Pul). Dieser Weg bedeutet eine 16-21 tägige Wanderung je nach Kondition. Die Stationen (Dörfer – auf der Karte unten rot gekennzeichnet) liegen ca. 5-8 Std. voneinander entfernt. Außerdem sind beim Aufstieg 2 Tage für Aklimatisierung eingeplant. Wir beschlossen aus Zeitmangel nur die letzte Drittel zu laufen – ab Jomson.

The Annapurna Circuit

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